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Der „Mehrweg“​ wird in Atollen münden, nicht in der Lösung eines einzigen Anbieters

Mehrweg Atoll

In letzter Zeit häufen sich die Mitteilungen, dass große Einwegverursacher zaghafte Tests unternehmen, um sich der Verantwortung zu mehr Nachhaltigkeit zu stellen.

Es geht nicht darum, große Player an den Pranger zu stellen, da die Problematik vielschichtiger ist, als man auf den ersten Blick erkennen mag. Unternehmen wollen mit wenig Aufwand den größtmöglichen Ertrag erwirtschaften, – und das war in der Vergangenheit legitim. Heute muss der Umweltschutz aber gleichrangig behandelt werden! Doch ohne intrinsische, aufrichtige Motivation oder in letzter Instanz den Gesetzgeber wird die Umstellung viel zu lange dauern. Zeit, die uns nicht mehr zur Verfügung steht.

Die aktuellen Lösungen sind ineffizient und irrelevant

Es ist schlichtweg nicht zielführend, ein System mit dem Ziel zu entwickeln, das es ermöglicht, Kaffeebecher aus München in Frankfurt oder Berlin abgeben zu können. Dies ist unwahrscheinlich, ineffizient und in der Gesamtbetrachtung irrelevant. Man braucht kein städtisch verbreitetes System im Tierpark nutzen, da spätestens am Ausgang der Becher leer ist und abgeben werden möchte. Und ein Becher, der in der Kantine einer Verwaltung geholt wurde, wird nicht den Weg bis zur nächsten Abgabestelle in der Stadt finden. Ist es bequem, eine vermeintlich erprobte Lösung zu nutzen, die auf Anhieb plausibel scheint? Absolut – dennoch bedarf es den kritischen Blick, ob im individuellen Fall eine Alternative nicht doch der bessere (Mehr)Weg wäre.

Verbundene Insellösungen sind der bessere Weg

Das Klein-klein hat ausgedient? Falsch: Neben unterschiedlichen Vorteilen eines eigenen Systems kann insbesondere die teuer aufgebaute Marke eines Unternehmens gewahrt bleiben.

Zusätzlich zu einem Mehrwegsystem mit Becherspender, Rücknahmeautomaten und dem Spülen der Becher eröffnet sich die Möglichkeit, den eigenen Mitarbeitenden einen wertigen Becher wie den PURESTA One zu schenken, der in Eigenverantwortung von den Mitarbeitern gepflegt wird.

Die Verantwortliche eines großen Versandhändlers hat mir bestätigt, dass in ihrem Unternehmen so bereits ca. 40.000 € pro Jahr pro Verteilzentrum eingespart werden! Bei diesem Kunden kommen so über die zahlreichen Zentren jährlich bereits Einsparungen von mehreren Millionen Einwegbechern zustande – mit geringem Aufwand!

Die Unternehmen, die mit einem Systemanbieter arbeiten und gleichzeitig weiterhin Einwegbehälter anbieten, missbrauchen die Unternehmen häufig als Alibi, oft wird der Einsatz eines Mehrweg-Systems nicht gefördert und die Akzeptanz schläft wieder ein und es bleibt beim bisherigen Einweg. Eine unausgesprochene Win-Win Situation. Der Systemanbieter kassiert Gebühren und der Inverkehrbringer hat ein Alibi.

Welche Chancen ergeben sich?

Bei den vielen Insellösungen, ähnlich eins Atolls, kommt es zwangsläufig zu Überschneidungen unterschiedlicher lokaler Systeme, die koordiniert werden müssen. Dort eröffnen sich Chancen. Beispielsweise werden Player mit der notwendigen Spülleistung benötigt, die die Logistik des Einsammelns und wieder Verteilens übernehmen.

Der ökologische Fußabdruck ist übrigens überschaubarer geworden: Als ich vor über 20 Jahren in die Branche einstieg, benötigte eine Industrie-Spülmaschine für 4.000 Becher ca. 450 l/h. Heute liegt der Wasserverbrauch bei 180-210 l/h – bei gleichzeitig höherer Spülmenge und deutlich geringerem Stromverbrauch.

Die Bechergröße oder -form spielt nur für die Erkennung im Rücknahmeautomat eine Rolle und ob mit oder ohne Pfand gearbeitet werden soll. Hier wird sich langfristig die Verwendung von QR-Codes durchsetzen, da eine Bepfandung eine unnötige Geldbewegung mit Fehlerpotential darstellt. Auch hier gibt es mindestens einen Anbieter, der auch eine überregionale Clearingfunktion (sprich: Pfandausgleich) übernehmen könnte – bis hin zur bundesweiten Abrechnung!

Was muss neben den rechtlichen Voraussetzungen noch getan werden?

Die wirklich interessierten Unternehmen auf der Anbieterseite sollten sich in einer konstruktiven Sitzung zu einem Brainstorming zusammensetzen und ein Lastenheft erarbeiten. Darin sollte festgestellt werden, welche Möglichkeiten und Strukturen bereits vorhanden sind.

Im nächsten Schritt sind interessierte Unternehmen einzuladen, mit denen gemeinsam ihre Pain Points herausgearbeitet werden, die eine Einführung eines Mehrwegsystems für den to-Go-Bereich verhindern.

Es kann durchaus sein, dass sich für verschiedene Anwendungsbereiche eigene Systeme entwickeln, die aber bereits bestehende Komponenten übernehmen können.

Das System von innen heraus zu verändern, bedeutet, die grundsätzliche Sensibilisierung für Mehrweg zu schaffen. Das heißt, Kitas, Kindergärten, Schulen und (Fach-)Hochschulen abzuholen. Kantinen im öffentlichen Bereich sollten nur noch eine Lizenz erhalten, wenn sie zu 100 Prozent Mehrweg nutzen. Es gibt viele Bereiche, in denen man so die Umsetzung forcieren könnte. Mehrweg muss die neue Normalität werden!

Dazu sind alle aufgerufen, nur gemeinsam gelingt uns die nachhaltige Veränderung!